Der Lindenbaum
Die Linde
Die Linde (Tilia) gehört zur Familie der Malvengewächse. Ihre wechselständig und zweizeilig angeordneten Laubblätter sind herzförmig und scharf gesägt. Das Holz des Lindenbaumes ist genau so weich, wie seine Seele. Mein Mann Reinhard, als versierter Holzexperte, bezeichnet es als „widerspenstig“, was mich ein wenig zum Lächeln bringt. Ich würde es einen starken Charakter nennen. Lindenholz eignet sich nicht als Konstruktionsholz, jedoch verwenden Schnitzer, Bildhauer und Drechsler es gerne für ihre künstlerischen Arbeiten. Früher hat man wunderbare Kirchen-Altäre daraus gefertigt.
Der Anblick eines prächtigen Lindenbaumes erfreut tatsächlich Herz und Seele. Vielleicht ist diese wunderbare Pflanze deshalb bei uns seit Jahrhunderten so beliebt. Ob als Gerichtsbaum, als Schattenspender im Gastgarten des Dorfgasthauses oder am Brunnen vor dem Tore: Linden findet man meist an sehr symbolträchtigen Orten. Nach dem Krieg pflanzte man sie als Zeichen des Friedens. Linden werden der Mütterlichkeit zugeschrieben, sie sind ein Symbol für die Liebe, die Sanftmut. Die herrlichen Früchte des Lindenbaumes dienen als Bienenweide. Es ist eine Freude zu betrachten, wie Hummeln und Bienen sich daran erfreuen. Auch uns Menschen leisten die Lindenblüten wertvolle Dienste, indem man aus ihnen einen wohlschmeckenden Tee bereitet. Tief in der Volksheilkunde verankert, wirkt die Linde schweißtreibend, hustenstillend, krampflösend, harntreibend und säubernd. Sie lindert zart und liebevoll mit viel Feingefühl allerlei Wehwehchen.
Bereits in den Knospen stecken alle wichtigen Informationen, die der Baum braucht, um zu wachsen. Im Inneren befindet sich das pflanzliche Embryonalgewebe. Dieses enthält Gerbsäuren, Schleimstoffe, Saponine, Flavonoide, ätherische Öle, Chlorophyll, Ethylen, Ogliosaccharide (Zucker) und Phytohormone und -proteine. Die Inhaltsstoffe variieren je nach Klima, Standort, Lichteinfluss und Jahreszeit. Sobald die Sonne den Knospen genug Licht und Wärme spendet, beginnen sie zu wachsen und sich zu öffnen. Das ist der richtige Zeitpunkt, um dieses wahren Superhelden zu ernten. Bitte pflücken Sie Knospen immer mit großem Respekt und Achtsamkeit. Von jedem Ast sollte nur eine Knospe genommen werden, damit der Baum weiterwachsen kann.
Bitte achten Sie darauf, dass sie saubere Baumknospen sammeln, frei von Vogelkot und Schädlingen. Der Baum sollte fernab von viel befahrenen Straßen stehen. Die Lindenknospen sind rötlich und stehen wechselständig zueinander an den Zweigen.
Wenn man die Knospen zerkaut, werden die Inhaltsstoffe freigesetzt. Man nimmt die heilenden Schleimstoffe war, auf der Zunge schmecken sie leicht süßlich und bitter im Nachgeschmack.
Lindenblüten für den Tee sammelt man am besten an einem sonnigen, späten Vormittag. Man kann die feinen Blüten zupfen, auch das Flugblatt eignet sich für die Ernte. Bienen und Hummeln werden zugegen sein, bitte darauf achten. Die Blüten in einem Korb oder in einen Stoffbeutel sammeln und danach zum Trocknen auslegen. Nicht in die pralle Sonne legen, wenn sie im Ofen getrocknet werden, dann bei maximal 40 ° Celsius, damit die wertvollen Inhaltsstoffe nicht zerstört werden. Nach dem Trocknen am besten in Gläsern oder Papiersackerl aufbewahren. Kräuter mögen eigentlich kein Metall.
Wir trinken den Lindenblütentee am liebsten als „Infus“, das ist ein heißer Aufguss. Dafür entnehmen wir mit frisch gewaschenen Händen pro Tasse so viele Lindenblüten, wie Zeigefinger und Daumen fassen können und füllen diese bestenfalls in ein Keramik- oder Glassieb. Wir fügen für den Geschmack gerne eine Bio-Zimtstange hinzu und übergießen die Lindenblüten mit kochendem Wasser. Nach ca. 6 Minuten Ziehzeit verfeinern wir den Tee mit unserem echten Almrosen- oder Waldhonig und mit frisch gepresstem Orangensaft. Die ganze Familie liebt dieses herrliche Getränk.
Für diejenigen, die an Halsschmerzen leiden, empfiehlt sich ein kalter Lindenblüten-Auszug, denn das heiße Wasser zerstört die empfindlichen Inhaltsstoffe, vor allem die Schleimstoffe. Für einen kalten Tee ist die Dosierung identisch. Jedoch müssen die Blüten mindestens 2 Stunden an einem kühlen Ort ziehen. Da Schleimstoffe leicht schimmeln, muss der kalte Auszug immer frisch gemacht und sofort getrunken werden.
Lindenblütentee ist sehr mild, es können von jung und alt mehrere Tassen pro Tag getrunken werden.
Lindenknospen-Gemmomazerat Rezept
- 1 Esslöffel (= 1 Teil) Lindenknospen
- 3 Esslöffel/Teile Wasser
- 3 Esslöffel/Teile Glycerin aus der Apotheke (85 %iges Glycerol)
- 3 Esslöffel/Teile 40 %igen Alkohol (Korn, Vodka)
Anleitung:
Die Knospen im Mörser sanft zerkleinern beziehungsweise brechen. In ein verschließbares Glas füllen und mit obigen Flüssigkeiten übergießen. Das Mazerat an einem dunklen Ort 3 bis 5 Wochen ziehen lassen. Es sollte regelmäßig, am besten täglich, leicht geschüttelt werden. Danach wird das Mazerat filtriert und in eine dunkle Flasche umgefüllt mit Sprühaufsatz oder in ein Fläschen mit Tropfaufsatz umgefüllt. Die Aufnahme erfolgt optimal über die Schleimhäute. Bei Unruhe sprüht man sich ein bis zwei Hübe in den Mund. Zur Stärkung empfehlen sich kurmäßig für drei Wochen cirka 30 Tropfen täglich vor den Mahlzeiten.
Für Kinder einige Tropfen des Mazerates in reichlich Wasser auflösen und trinken.
Aus rechtlichen Gründen müssen wir darauf hinweisen: Bitte klären Sie unbedingt vorher mit Ihrem Hausarzt ab, ob Lindenblütentee und Lindenknospen-Mazerate für Sie geeignet sind. Bei Allergien gegen eine Zutat, darf es nicht verwendet werden. Empfehlungen basieren rein auf Erfahrungswerten ohne medizinischen Hintergrund.