Hansis Geheimtipp
Mein absolutes Lieblingsziel: Das Zemmtal
Eine Almwirtschaft wie vor über hundert Jahren, eine unberührte Landschaft und die Tiere der Alpen: All das gibt es im beschaulichen Zemmtal mit seinen zahlreichen Wandermöglichkeiten. Seniorchef Hans liebt dieses besondere Tal mit den Nebentälern Floitengrund und Gunggl seit Kindheitstagen.
Der Zemmgrund ist das wildeste, natürlichste Seitental des Zillertals. Hier ist es überaus romantisch und ursprünglich, ein Wandergebiet mit Almen, wie sie früher einmal waren. Wenig erzählt hier oben vom Fortschritt unten in der Stadt, und auf die Berliner Hütte zum Beispiel führt keine Straße. Diese Schutzhütte wurde schon 1878 erbaut und hat einen schönen holzgetäfelten Speisesaal.
Es freut mich immer wieder, wenn ich im Zemmtal bin, dass sich hier nichts verändert. Dass jeder Stein und jeder Baum seinen Charakter hat. Dass man alle hundert Meter was entdecken kann – wenn man denn die Augen offenhält und nicht nur aufs Smartphone schaut, wie das heute so üblich ist bei den jungen Leuten. Gämsen, Steinböcke, Adler: Sie alle sind hier zuhause. Als Mensch ist man da nur zu Gast. Und fühlt sich ein bisserl erhaben, weit weg vom Alltagsstress, das ist einfach großartig. Man kann die Ruhe genießen, man kann zur Ruhe kommen. Das ist keine künstliche Materie, von der man hier umgeben ist, sondern das echte Leben. Das gibt Stabilität. Während man sonst den ganzen Tag mit Reizen bombardiert wird, Zeitung, Fernsehen, Leute, gibt es hier am Zemmgrund keine überflüssigen Reize. Alles ist zu 100 Prozent so, wie es sein soll.
In den Sommerferien war ich mit den anderen Kindern immer oben im Floitental und der Gunggl unterwegs. Ich kenn hier jeden Felsen und jeden Graben. Den Sommer hab ich oft auf der Maxhütte verbracht. Da wurde alles noch von Hand gemacht, das kann man sich gar nicht mehr vorstellen. Jede Kuh wurde mit der Hand gemolken, und dann hat man aus dem Rahm die Butter hergestellt. Der Butterkübel wurde von einem Mühlrad angetrieben. Es war eine sehr mühsame Arbeit. Die Butter mussten wir dann jede Woche runter nach Zell bringen. Jeder ist also mit einem gut eingepackten, 15 Kilo schweren Packerl Butter auf dem Rücken erst zu Fuß und dann mit dem Rad bis nach Zell gefahren. Das war meine Beschäftigung, ich hatte keinen Computer oder sowas. Dafür hatte ich die Natur, die Tiere, die Landschaft, und das ist für mich bis heute das Schönste.
Großflächige Erschließung durch Straßen oder Seilbahnen: Auch das hintere Zillertal hätte fast das Schicksal vieler anderer Alpenregionen ereilt. 1991 stellte die Tiroler Landesregierung den Zillertaler Hauptkamm als Ruhegebiet unter Schutz. So konnte etwa der Ausbau der „Alemagna-Autobahn“, die durch das Zillertal bis nach München führen sollte, verhindert werden. Seit 2001 trägt das Gebiet das Prädikat „Naturpark“ und bietet eine hochalpine Kultur- und Naturlandschaft voller Ursprünglichkeit und Ruhe.
Das Bergdorf Ginzling ist mit dem Auto gut erreichbar, von dort kann man hervorragend zu zahlreichen Wanderungen im Floitental starten. Etwa eine Stunde ist es von Ginzling zur Tristenbachalm, wo der Wirt Christian und seine Tochter Chiara Schmankerln auftischen. Der Wanderweg führt weiter zum Steinbockhaus; auch hier gibt es eine zünftige Brettljause. Am Talschluss des Floitengrunds mündet der Pfad in den bekannten Berliner Höhenweg, auch Zillertaler Runde genannt. Zwischen Mörchenscharte (2872 m) und Lapenscharte (2701 m) liegt die Greizer Hütte, die von Irmi und Herbert bewirtschaftet wird.
Wanderungen im Zemmtal beginnt man am besten beim Gasthaus Breitlahner. Nach 30 Minuten erreicht man die Klausenalm, wo man herzlich empfangen und umsorgt wird. Hier wird übrigens auch gern geheiratet. Über den „Schinter“ erreicht man in ca. 90 Minuten die Grawandhütte, wo es einen besonders guten Kaiserschmarrn gibt. Weiter geht’s zur Alpenrosenhütte und zur Waxeggalm, die einander auf ca. 1880 Metern gegenüberliegen. Und auf 2042 Metern Höhe wartet die stattliche Berliner Hütte, die 1878 erbaut wurde und unter Denkmalschutz steht, Gehzeit vom Tal aus ca. drei Stunden.
Er hat die Sommer seiner Kindheit im Floitental verbracht und ist seiner Heimat eng verbunden: Hans Egger hat das Posthotel 1979 von seinen Eltern übernommen und später an seine Tochter weitergegeben. Wie sein Vater kutschiert er gern die Gäste im VW-Bus, der „ZillerSeasons Postkutsche“ und zeigt ihnen jene Orte, die ihm am Herzen liegen. Seit seiner Kindheit.