Interview Familie Egger
Lebenswerk Hotel: Christina und Hans erzählen – Teil 2
Das Schöne an einem Familienbetrieb ist ja: Man wächst in seine Aufgaben hinein. Und man hat die Möglichkeit, zu lernen – um es später anders oder noch besser zu machen. Wie das bei den ZillerSeasons gelungen ist, davon erzählen Christina Binder-Egger und ihr Vater Hans in diesem Interview.
JOURNAL: Wie waren die Gäste früher, wie sind sie heute?
CHRISTINA: Früher war das Reiseverhalten anders, im Gasthof haben wir in erster Linie von Gruppenreisen gelebt. Skiclubs aus den Niederlanden, aus Deutschland, die haben es sich gutgehen lassen, haben auch was konsumiert, sind vielleicht ein oder zwei Mal im Jahr gekommen. Früher sind die Gäste viel länger geblieben, heute kommen sie öfter, aber kürzer.
HANS: Sie waren auch weniger anspruchsvoll damals. Heute verzeiht der Gast Fehler nicht mehr. Früher haben sie über vieles hinweggesehen. Man hat sich auch erst beschwert, wenn wirklich was Gröberes vorgefallen ist.
CHRISTINA: Früher wollte der Gast in erster Linie persönliche Ansprache und Betreuung. Zusätzlich sind aber die Ansprüche vor allem an die Ausstattung des Hauses sehr gestiegen. Was damals einfach nur Zimmer mit Fließwasser, später dann mit Dusche, WC waren, sind jetzt Hotelsuiten mit allen Annehmlichkeiten, die man sich im Urlaub wünscht. Wir bewegen uns jetzt auf einem anderen Niveau.
Wie hat sich die Beziehung zu euren Gästen geändert?
CHRISTINA: Unsere Gäste schätzen es immer noch sehr, dass wir sie persönlich begrüßen und betreuen. Wir bemühen uns natürlich um jeden Einzelnen.
HANS: Aber das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit ist insgesamt abgeflaut, weil die Leute heute im Beruf so beansprucht werden. Der Gast möchte auch einfach mal in Ruhe gelassen werden und relaxen.
Was hat sich im Hinblick auf Mitarbeiter verändert?
HANS: Die Arbeitszeiten sind kürzer geworden, die Ruhezeiten werden eingehalten, deswegen brauchen wir mehr Mitarbeiter. Früher gab es nur eine Schicht, und die war immer zu lang. Sechs Tage, neuneinhalb Stunden und mehr. Immer aufgeteilt: nachmittags ein paar Stunden frei, abends wieder ran, das ist für den Arbeitnehmer nicht so fein.
CHRISTINA: Heute hat man als Hotelmitarbeiter im Gegensatz zu früher wieder ein Leben. Unsere Dienste im Hotel sind ja alle anspruchsvoll. Damals haben sie viel händisch arbeiten können, heute müssen sie qualifizierter sein. Mit einem ungelernten Mitarbeiter stoß ich an meine Grenzen. Heute muss jeder eine fachliche Kompetenz haben, ob an der Rezeption, in der Küche oder im Zimmerservice.
HANS: Früher war der Anteil der Ungelernten viel höher. Die tragenden Rollen hat die Familie übernommen, der Rest hat eher „geholfen“.
Wie geht es weiter, was sind eure Visionen? Bleiben die ZillerSeasons ein Familienunternehmen?
CHRISTINA: Meine Tochter Marie-Theres macht die Ausbildung zur Hotelfachfrau, aber was sie damit anstellt, wird sie selbst entscheiden. Wir würden uns natürlich wünschen, dass sie die ZillerSeasons weiterführt, aber wenn sie das nicht möchte, werden wir mit Sicherheit eine andere Lösung finden. Was unsere Visionen betrifft: Da gehen wir immer von uns selbst aus. Wir werden das auch weiterhin für unsere Gäste so machen, wie wir es für uns selbst gestalten würden. Momentan sind wir technisch up to date und haben keinen Investitionsstau. Aber mein Mann und ich lieben es, uns weiterzuentwickeln und neue Ideen umzusetzen. Wir haben die Küche auf ein neues Niveau gehoben, bei den HochLegern kam der wunderschöne MartinerHof dazu, und gerade sind die neuen TreeLofts fertig geworden. Langweilig wird uns sicher nicht [lacht] – aber das war’s meinem Papa ja auch schon nie.